Prekär? Debatte zur Situation des Mittelbaus nimmt Schwung auf
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Petition der Mittelbauorganisationen soll im Frühling eingereicht werden |
Anfang Oktober 2020 lancierte eine Gruppe von Schweizerischen Mittelbauorganisationen eine Petition an die Bundesversammlung, um die Arbeits- und Lebenssituation des wissenschaftlichen Personals zu verbessern. Sie fordern darin eine Diversifizierung der akademischen Karrierewege und «die vermehrte Schaffung von festen Stellen für Forschende und Lehrende nach dem Doktorat». Die Selektion für die akademische Karriere soll früher stattfinden, spätestens nach dem Doktorat. So hätten die einen bessere Aussichten auf eine unbefristete Anstellung, während die anderen als Fachkräfte zum Einstieg in die nicht-akademische Arbeitswelt motiviert würden. Das ursprüngliche Ziel von 5000 Unterschriften erreichten die Initianten bereits nach wenigen Wochen, worauf sie ihr Ziel auf 8000 UnterstützerInnen hochschraubten. Die Petition sei im Mittelbau stark verankert, sagt Nicola Cianferoni im Namen des Petitions-Komitees auf Anfrage. Man beabsichtige, sie Ende des Frühjahrssemesters 2021 der Bundesversammlung vorzulegen. Stand heute (27. Januar) fehlen noch rund 2280 Unterschriften bis zum Ziel.
Die grossen Player der Schweizer Hochschulpolitik reagierten zurückhaltend auf die Forderungen der Petitionäre. Mit einer Erhöhung von Festanstellungen im Mittelbau würden die Hochschulen ihre «Agilität und Anpassungsfähigkeit» («agilité et capacité d’adaptation») aufs Spiel setzen, sagte beispielsweise Denis Billotte, Generalsekretär der Konferenz der Westschweizer Universitäten gegenüber der Zeitung La Liberté. |
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Gosteli-Archiv: Gedächtnis der Schweizer Frauenbewegung lebt weiter
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Bund zahlt in den nächsten vier Jahren 2,2 Millionen Franken |
«Gebt den Schweizer Frauen ihre Geschichte», forderte Marthe Gosteli. Die Frauenrechtlerin gründete 1982 in ihrem Elternhaus in Worblaufen das Gosteli-Archiv und sammelte alles, was ihr zum Kampf der Schweizer Frauen für das Stimmrecht historisch wertvoll schien. Nach ihrem Tod 2017 stand die Zukunft des Archivs auf der Kippe. Als letzte Hoffnung beschritt die Gosteli-Stiftung den politischen Weg und reichte beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) 2019 ein Gesuch um einen Bundesbeitrag ein. 2020 folgte eine Motion zum Erhalt des Archivs der nationalrätlichen Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK), die den Bundesrat aufforderte, die Weiterführung des Gosteli-Archivs sicherzustellen.
Nun ist klar: Das Archiv ist gerettet und gilt neu als Forschungseinrichtung von nationaler Bedeutung. Der Bund bezahlt in den nächsten vier Jahren 2,2 Millionen Franken. Eine Minderheit der Kommission wie auch der Bundesrat hatte sich gegen die direkte Förderung durch den Bund ausgesprochen. Nationalrat Peter Keller, Mitglied der WBK, bezeichnete sie in der Ratsdebatte angesichts der «Tausende[n] Museen, Archive, Sammlungen, Stiftungen in der Schweiz» als «Willkür». Der Kanton Bern hat mit der Bedingung einer finanziellen Beteiligung des Bundes, ebenfalls Geld in Aussicht gestellt. Mit dem gesprochenen Geld rücke nun die digitale Erschliessung der Bestände in den Fokus, sagte Archivleiterin Silvia Bühler gegenüber Radio SRF. |
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Die politische Zahl
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Steter Tropfen... |
Politik wiederholt sich und was heute wichtig und aktuell erscheint, war es oft auch früher schon. Année Politique Suisse macht diese Repetitivität von Politik sichtbar und die seit 1965 bestehende Chronik zur Schweizer Politik legt Wurzeln heutiger Entscheidungen frei. |
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Aktuelles Beispiel ist die Forderung nach gleichberechtigter Vertretung von Frauen im Nationalrat. In der letzten Wintersession wurden zwei parlamentarische Initiativen Kälin (gp, AG) und Grossen (glp, BE) abgelehnt (mit 114:80 bzw. 109:83), die eine ausgewogene Vertretung der Geschlechter auf Wahllisten gefordert hätten. Diese Forderung ist nicht neu. Wann wurde sie schon einmal gestellt? a) 1990 b) 2004 c) 1971 Richtig ist...? Die richtige Antwort finden Sie am Ende dieses Newsletters. |
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Zwei Vakanzen im Forschungsrat des Nationalfonds zu besetzen
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KandidatInnen in den Bereichen Bildungs- und Sprachwissenschaften gesucht |
In der Abteilung Geistes- und Sozialwissenschaften des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) sind zwei Vakanzen in den Bereichen Erziehungs- und Bildungswissenschaften sowie Sprachwissenschaften mit Schwerpunkt Romanistik zu besetzen. Der Forschungsrat beurteilt jährlich mehrere Tausend dem SNF unterbreitete Gesuche und entscheidet über deren Unterstützung. Bei der Besetzung des Mandats werden sowohl die wissenschaftliche Kompetenz als auch die personelle Zusammensetzung des Forschungsrats punkto Landesteile, Hochschulen, Sprachgemeinschaften und gleichmässige Vertretung von Männern und Frauen berücksichtigt. Die Bewerbungsfrist läuft bis am 1. März 2021. |
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Mit offenen Forschungsdaten gegen globale Herausforderungen
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Die OECD macht Empfehlungen, wie Regierungen den Zugang zu Forschungsdaten verbessern können. |
Open Science und Open Research Data sind auf dem Weg zum Mainstream: Gemäss einem Überblick der OECD haben in den letzten Jahren mindestens 58 Länder nationale Strategien und Richtlinien für offene Daten und Publikationen verabschiedet. Die entsprechende Datenbank führt allein für die Schweiz 83 verschiedene Policy-Initiativen. Der Flickenteppich nationaler Massnahmen hemmt aber die freie Zugänglichkeit nicht zuletzt von Forschungsdaten. Denn Datenflüsse finden weltweit statt und machen nicht vor Landesgrenzen halt. Die OECD hat deshalb ihre «Recommendation concerning Access to Research Data from Public Funding» überarbeitet.
Die Empfehlungen wurden am 20. Januar vom OECD-Rat verabschiedet. Treiberin für die neuen Empfehlungen war die Covid-19-Pandemie: «The COVID-19 crisis has shed light on how policies that enable the sharing of research data can help accelerate the fight against pandemics and other global emergencies», heisst es im Innovations-Blog der OECD. |
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SAGW-Blog: aktuelle Themen in der «décodage»
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«décodage» – ein Blog als reflexives Journal des Zeitgeschehens. Zuletzt erschienen sind: Erzählen von der menschlichen Entfremdung: dystopische Narrative Der Begriff der Dystopie wird in letzter Zeit viel bemüht – und häufig falsch verwendet. Er umfasst viel weniger und zugleich viel mehr, als man denken mag. Marc Atallah entschlüsselt den Begriff aus literaturwissenschaftlicher Sicht (auf Französisch). The Great Reset oder ein Requiem auf den Neoliberalismus World Economic Forum wagt einen Neustart und beerdigt nebenbei den Neoliberalismus in der Ausprägung nach Milton Friedman. Wie das alles zusammenhängt erklärt Markus Zürcher in seinem Requiem. |
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Die Herausforderung der Mehrsprachigkeit
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Das Fachportal lang-lit.ch stellt Ressourcen aus den Sprachwissenschaften zur Verfügung |
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Welche sprachpolitische Bedeutung haben universitäre Sprachenzentren? Wird an Universitäten bald nur noch Englisch gesprochen? Welchen Beitrag kann sprachwissenschaftliche Forschung in öffentlichen und politischen Debatten zum Thema Mehrsprachigkeit liefern? Das «Themendossier Mehrsprachigkeit» des Fachportals lang-lit.ch befasst sich mit aktuellen Diskussionen von Mehrsprachigkeit in der viersprachigen Schweiz und in einer zunehmend globalisierten Welt, damit, was die sprachwissenschaftliche Forschung beitragen kann, und bietet reiche Ressourcen: darunter Video-Interviews, Presseartikel und Forschungsporträts. Das Fachportal lang-lit.ch ist ein Gemeinschaftsprojekt mehrerer Fachgesellschaften der SAGW. |
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O-Ton
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«Golfers do not need to justify the rationale for hitting little white balls to their golf clubs; philatelists do not need to explain what makes them excited about vintage postage at their local stamp collecting society. ... So too humanists: we need to tell deans and legislators – even if they will not listen – that the university can be many things, but without us, a university it will not be.» (Justin Stover, There Is No Case for the Humanities, 2017) |
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